Unter dem Motto „Fields of Resonance“ fand die 11. Europäische Musiktherapie Konferenz vom 26.-30.6.2019 in Aalborg/Dänemark statt. Das dänische Organisationsteam hat ein äußerst attraktives Programm im neuen Musikkens Hus in Aalborg geboten. Als wir in Aalborg mit unseren Instrumenten und Klangmöbeln für die Begleitausstellung eingetroffen sind, waren wir schon mal sehr beeindruckt von diesem imposanten Gebäude, das sowohl eine der wunderbarsten Konzerthallen Dänemarks als auch die Universität Aalborg mit dem Studiengang Musiktherapie beherbergt.
Musiktherapie hat in Dänemark wie in allen skandinavischen Ländern einen höheren Stellenwert als in Deutschland und ist auch mehr ins Gesundheits- und Schulsystem eingebunden. An der Universität Aalborg gibt es seit 2016 auch ein internationales Doktorantenprogramm für den Abschluss als Doktor für Musiktherapie. Aus anderen skandinavischen Ländern haben wir erfahren, dass z.B. in Norwegen an vielen Schulen Musiktherapeuten eingestellt werden – ein System das Schule machen sollte!
Über 500 Teilnehmer aus fast allen europäischen Ländern und auch aus Übersee haben sich in Vorträgen und Workshops über die neuesten Forschungen und Entwicklungen in der Musiktherapie ausgetauscht. An unserem Ausstellungsstand fanden viele fachliche Diskussionen über die unterschiedlichen Instrumente statt, die in der Musiktherapie zum Einsatz kommen.
Zu Aalborg hat unsere Firma ALLTON auch eine ganz besondere Beziehung: 1995 haben wir das erste Mal dort an einer europäischen Musiktherapiekonferenz teilgenommen. Eyolfur Melsted , ein isländischer Musiktherapeut begegnete uns dort mit den Worten: „Ich habe da so eine Idee für ein Instrument und bisher aber noch keinen gefunden, der das bauen kann. Vielleicht wäre das etwas für Euch und Ihr könnt das Instrument bauen“. Eyolfur Melsted hatte davon geträumt mit einem Instrument zu arbeiten, in dem die vorgeburtliche Erlebniswelt nachempfunden und körperlich erlebt werden kann – und welches sowohl Hörsinn, als auch Bewegungssinn und taktilen Sinn anspricht. Dann zeigte er seine Skizze von einer Halbschale mit Saiten an der Außenseite. Das war eine völlig neue Idee von einem Musikinstrument das mich auf Anhieb sehr interessiert hat: Ein Musikinstrument, in dessen Resonanzraum jemand liegen kann.
Ich begann mit der Umsetzung und nach mehreren Monaten war der Prototyp fertig. Die „Klangwiege“ war geboren und wurde ein Jahr später, 1996 beim Musiktherapie-Weltkongress in Hamburg prämiert. Das Erlebnis in diesem Instrument ist wirklich einzigartig. Man liegt im Resonanzraum und fühlt und spürt die schwingenden Saitenklänge im ganzen Körper. Dies wirkt sehr beruhigend, jeder ist vom Klang sehr berührt, kann gleich tiefer durchatmen und kommt sofort in die eigene, innere Körperwahrnehmung. Wenn dann noch das sanfte Schaukeln dazukommt fühlt man sich als würde man segeln oder fliegen.
In den folgenden Jahren ist die Klangwiege stetig weiterentwickelt worden und es wurden zusätzliche Optionen möglich. An einen Schaukelsitz angeschraubt findet er als Klangschaukelstuhl auch sehr große Beliebtheit in Praxen, Kliniken und Seniorenheimen. Besonders auch im Einsatz bei Demenz haben wir positive Rückmeldungen bekommen. Um dies gezielter zu erforschen, haben wir einen Klangschaukelstuhl der Universität Aalborg für Studienzwecke zur Verfügung gestellt.
Dipl.Ing. Caspar Harbeke Niederurff, 2019